Samstag, 12. September 2015

Finnland - Der erste Boulder-Spot

Nachdem in den letzten Tage drei Hauptstädte an unserer Strecke besucht werden wollten und nun die vierte Hauptstadt in Folge ansteht, machen wir erst einmal einen Tag Päuschen vom Hauptstadt-Hopping. Es geht zum Bouldern.
Der erste Boulderspot hier in Finnland liegt nahe Helsinki in Keinukallio. Die Parkbedingungen sind ideal. Es gibt einen kostenfreien 24-Stunden-Parkplatz, den man sich mit allerhand Disc Golfern und Beerensammlern teilt. 
Die Boulder selbst muss man allerdings erst einmal finden. Dabei sollte man genau schauen, wo man so geht und steht. Denn nicht jeder Frisbee wird zielsicher geworfen... Und manchmal steht man halt auch einfach in der Linie.
Drei von vier Bouldern konnten wir ganz gut finden. 


Unser Fazit: nette kleine Boulderei 20 min der Hauptstadt entfernt und perfekt um sich Tastatur-gepflegten Fingerkuppen aufzurauen und das Hornhautwachstum anzuregen; recht einsam und wenn man erst einmal ein paar Meter vom nächsten Disc Korb entfernt ist, auch recht ruhig. Eine Boulderszene konnten wir in den zweieinhalb Tagen trotz Wochenende leider nicht ausmachen. Vielleicht war es den Finnen aber auch einfach zu warm. 

Ein paar Tipps für alle Nachahmer:
Die meisten Boulder- und Klettergebiete Finnlands inklusive Topos findet man unter (Großartig!):
www.slouppi.net

Zu den Bouldern läuft man ca. 10 min vom Auto aus. Sie liegen alle direkt neben den Forstwegen. Findet man sie an den vermeintlich gekennzeichneten Stellen im Topo nicht, lohnt es sich, auf die nächst niedrigerere Forststraße zu gehen und von da aus im Wald nach oben zu laufen. Meist findet man dann auch eher ein paar ausgetretene Zugangspfade.

Weiterhin haben uns beim Navigieren abseits der Straßen (sowohl zu Fuß als auch per Auto) die kostenlosen Karten der App NAVIGATOR (Free) weitergeholfen.


Mittwoch, 2. September 2015

Finnland - bloody good ideas in Helsinki


Wie bereits im letzten Post angekündigt, setzten wir nach unserer Durchquerung des Baltikums nach Helsinki über. 
Auch hier hatten wir wieder darauf gesetzt, uns weniger an den in Reiseführern gepriesenen Sehenswürdigkeiten zu klammern. Vielmehr war es uns wichtig, diese hochgelobte Kunst- und Designstadt als normale Passanten zu erleben. 

Also, Augen auf und Losgebummelt!



Zum Pflichtprogramm gehört selbstverständlich ein Bummel durch den Design District. Der zieht sich quer durch das Zentrum. Gesondert gekennzeichnet ist er nicht, dass man sich noch drin aufhält, erfährt man, wenn man die Aufkleber "Design District" an den Fensterscheiben der kleinen Designlädchen sieht. In denen findet man liebevolle kleine Basteleien, reichlich Unikate und Kleinserien von vielen kleinen Labels. Daneben gibt es natürlich auch die größeren Designläden-Ketten. 
Schmökern lohnt sich!
Die Läden liegen zum Teil ein paar Häuser bis Straßen auseinander. Wer es gern etwas organisierter und mit weniger Suchen angehen möchte, kann sich in der Touri-Info nahe dem Parlament einen Stadtplan mit eingezeichneten Stadttouren besorgen.





Ein weiteres Must-Have ist ein kleiner Spaziergang durch das Kultviertel Kallio. Recht kreativ, bunt, multikulturell aufgebaut und genau richtig, um sich einen Blaubeeren-Radieschen-Lassie zu gönnen und in Ideen zu schmökern. Wer Lust hat, kann sich auch dafür eine Tour im Stadtplan vorschlagen lassen.


Kleiner Tipp zum Parken:
Am Wochenende gelten die überall aufgestellten Parkautomaten nicht. Ein ruhiges und recht zentrales Fleckchen findet man im Parlamentsviertel.

Kleiner Tipp zum Bargeld:
Ist absolut nicht notwendig!
Wir hatten einige Mühe einen Bankautomaten zu finden. Nach einiger Zeit ist uns auch aufgefallen, wieso: man braucht einfach kein Bargeld!
Es ist (wie wir später auch für ganz Skandinavien merkten) einfach nicht notwendig, Bargeld bei sich zu führen. Auch Parkautomaten und Kleinstsummen beim Bäcker werden mit Karte bezahlt.

Donnerstag, 27. August 2015

Baltikum - Beobachtungen eines Laien

Warschau
Eine wunderschöne, überschaubare Altstadt mit teils renovierten, teils aber auch etwas in die Jahre gekommenen aber nicht minder charmanten kleinen Häuschen und Gässchen, wenig Touristen, viele Eis-schlemmende Polen und entsprechend viele Eisdielen, ein sehr ruhiges Ambiente, überschaubarer Straßenverkehr und jede Menge Kultur zum Anschauen, für die sich ein eigener Städtetrip lohnt. 
Kleiner Tipp am Rande: 
Wie diverse Werbeplakate der Deutschen Bahn neben der Autobahn verraten, gibt es Tickets für die direkte Zugverbindung Warschau-Berlin ab 29 €. Ebenso scheint es auch reichlich Fernbusse auf dieser Strecke zu geben.
Wer doch mit dem Auto anreist, kann bequem in der Tiefgarage gegenüber der Touristeninfo (nur bis 2,10 m; Höhe eines evtl. Vorhandenen Fahrradständers beachten!) oder in den Gassen hinter dem Bahnhof parken. 

Ein weiterer Tipp zu Polen:
In der Hauptstadt und entlang der Hauptverkehrsstraßen kann man alles bequem mit Maestro- oder Visa-Card zahlen, selbst Parkautomaten. Sich Zloti anzuschauen, ist also nicht zwingend notwendig.


 


Litauen 
Reife, goldfarbene Getreidefelder werden mit neuesten Erntemaschinen gemäht; 
mehrere Störche laufen den arbeitenden Maschinen dicht hinterher und nutzen die Gelegenheit, um schnell an Nahrung zu kommen. Das ganze Land wirkt wie eine riesige Kornkammer, an der man sieht, dass hier in den letzten Jahren massiv investiert, vermutlich auch subventioniert wurde.
Die Landschaft wechselt zwischen goldenen Hügeln und dichten Wäldern hin und her und wird ab und zu von saftig grünen Wiesen und kleinen Holzhäusern unterbrochene.
Kühen sind einzeln mit Ketten mitten auf Wiesen angepflockt, Weidezäune scheinen nicht allzu praktikabel zu und wenig verbreitet zu sein.
Städte und Hauptverkehrsstraßen sind asphaltiert, biegt man von diesen ab, bewegt man sich auf einspurige Schotterwegen. Die Straßen jedoch, die über Land gehen und asphaltiert sind, sind gut in Schuss. Häufig bewerben Infotafeln mit EU-Flagge die Investitionen in die Infrastruktur. Das beschränkt sich, ebenso wie das Aufgebot an neuesten Landmaschinen, nicht nur auf Litauen, sondern zieht sich durchs gesamte Baltikum bis hoch zur finnischen Grenze.



Riga
Die hübsche Altstadt direkt im Zentrum lohnt in jedem Fall einen Ausflug. Auch wer nur kurz in der Stadt ist und dadurch das Museumsangebot nicht wahrnehmen kann, kann in wenigen Stunden viel entdecken. Die Altstadt umfasst etliche alte Häuser im originalen Baustil. Nicht immer sind sie neu renoviert. In meinen Augen ist der Anblick dadurch nur umso reizvoller. Es lohnt sich durch die Gässchen zu bummeln, in kleine Hinterhöfe zu schauen, die Designläden zu durchstöbern und zum Schluss eine Flasche Riga Balszam - ein dunkler Kräuterlikör - zu kaufen. Auf jeden Fall sollte die Zeit dann auch noch für einen Spaziergang durch den Markthallenkomplex reichen. 
Davor kann man auch parken, allerdings ist es unverhältnismäßig teuer. Es lohnt sich lieber auf eine Nebenstraße auszuweichen oder gleich per Bahn und Fernbusse anzureisen. Diese verbinden Warschau mit allen anderen Hauptstädten des Baltikums.








Tallinn
Eine überaus hübsche Altstadt mit wunderschönen Fassaden und Türen;
Hinter Stadtmauern und alten Gebäuden lassen sich immer wieder neue, reizvolle Winkel entdecken;
Touristisch sehr erschlossen, doch wenn man durch kleine gepflasterte Nebengässchen läuft, entgeht man nicht nur der Menschenmasse sondern entdeckt auch noch charmante Cafés, Design- und Handarbeitslädchen.

Tipp zum Parken:
Am besten meidet man die heillos überteuerten Parkplätze von Europark und nutzt lieber den großen Parkplatz an der Fähre. Der kostet für 24 h ungefähr so viel wie die Plätze in der Innenstadt für 2 h. Und zu Fuß sind es nur 10 Min bis ins Zentrum.













Samstag, 22. August 2015

Baltikum - one-way to Helsinki



Nach vier Tagen Fahrt sitzen wir an Deck der Fähre nach Helsinki und bestaunen den Sonnenuntergang über der Ostsee. Fredda, der VW-Bus darf sich derweil tief im Schiffsrumpf ein bisschen erholen. Und auch wir lassen die letzten Tage ein bisschen Revue passieren:
Erst ging es bei drückender Sommerhitze quer durch Deutschland und tief nach Polen rein bis uns ein heftiges Gewitter dazu zwang 150 km vor Warschau die Nacht auf einem kleinen Autobahnparkplatz zu verbringen. 
Am nächsten Tag schlenderten wir dann bei bestem Sonnenschein durch die Altstadt Warschaus.
Ein paar Eindrücke davon findet ihr im parallel veröffentlichten Post "Baltikum - Beobachtungen eines Laien".



Noch am selben Tag ging es weiter. Hinter Warschau warteten nun nur noch Landstraßen auf uns. Während am Vortag in Deutschland in einigen Bundesländern Maria Himmelfahrt gefeiert wurde, nennt man diesen Tag in Polen "Tag der Armee" und wird traditionell mit einer Militärparade in Warschau begangen. Ein paar heimkehrende Militärfahrzeuge kreuzten unseren Weg, durch den Feiertag und den anschließenden Sonntag hatten wir dafür dann aber kaum mit Fernverkehr zu tun. Ein netter Nebeneffekt war, dass selbst in kleinen Dörfchen die Straßenlaternen mit kleinen Flaggen geschmückt waren.
Der Tag endete kurz hinter der litauischen Grenze. Einmal kurz von der Fernverkehrsstraße abgebogen und schon erwarteten uns kilometerlange Schotterwege, die durch abgeerntete Stoppelfelder zu weit verstreuten Bauernhöfen führten. Ein perfekter Platz also, um das Dachzelt aufzuklappen und den zweiten Tag ausklingen zu lassen.



Kleiner Scherz am Rande: 
Wer sein deutsches Auto vermisst, sollte sich mal hinter Warschau die Autohändlern links und rechts der Straße näher anschauen: einige haben ausschließlich Autos mit deutschen Kennzeichen auf ihrem Hof stehen. Keine Ahnung, ob das ernst gemeint sein soll oder ein makaberer Marketing-Gag ist.

Hinter der litauischen Grenze Bogen wir auf die Via Baltica ein. Sie führt von der polnisch-litauischen Grenze bis nach Tallinn/Estland. Größtenteils verläuft sie über gut ausgebaute Landstraßen. Da es im Baltikum nur wenige Autobahnen und wenn dann nur kurze Abschnitte gibt, spielt sich die breite Masse des Fernverkehrs über diese Überlandstraßen ab. Das allerdings läuft recht flüssig immer nahe der zugelassenen Höchstgeschwindigkeit. Kann jemand mal nicht mithalten, fährt er einfach halb auf dem Standstreifen und macht so dem Überholenden und dem entgegen kommenden Verkehr Platz. Diese Überholvorgänge können mitunter recht spannend ausfallen. Es wirkt gerade so, als würden sie immer spektakulärer werden je weiter wir nach Nordosten vordrangen. 

Nach knapp 300 km ist das Erste der drei kleinen baltischen Ländern bereits durchquert. Ein paar wenige Eindrücke unserer Durchquerung finden sich ebenfalls im Post "Baltikum - Beobachtungen eines Laien"

Von der litauisch-lettischen Grenze zogen wir einen Bogen um Kaliningrad schlagend nach Riga weiter.
Als Baltikum-Laie fällt es schwer, Lettland von Litauen abzuheben. Sowohl Sprache als auch Landschaft ähneln sich sehr und so genossen wir einfach weiter, wie kleine Dörfchen, Holzhütten, Felder, Wälder und endlose Storchennester an uns vorbeizogen bis uns die Innenstadt Rigas lockte. Auch dazu findet ihr im Post "Baltikum - Beobachtungen eines Laien" ein paar Eindrücke.



Nach ein paar Stunden Stadt-Gebummel ging es weiter "On the Road" um zum krönenden Tagesabschluss einen Übernachtungsplätze direkt am Ostsee-Strand zu finden, im Hintergrund das Flutlicht von Riga, über uns eine klare Sternennacht und vorher selbstverständlich mit einem Sonnenuntergang, der vor Kitsch nur so strotzte.


Das morgendliche Bad in der Ostsee lies dann recht schnell die abendliche Romantik vergessen. Während es tagsüber immer knapp über 30 Grad warm war, so war die Ostsee doch konstant ar...kalt. Und der morgens noch nicht angewärmte Sand lies auf dem Weg zum Meer die Füße schon gefrieren. 
Immer an der Ostsee entlang ging es dann geradewegs nach Tallinn. Auch dazu finden sich ein paar Eindrücke im Post "Baltikum - Beobachtungen eines Laien".



Und nun sitzen wir auf der Ostseefähre nach Helsinki. Unter Deck stapeln die Finnen fleißig ihre günstig eingekauften Bierpaletten und balancieren sie auf Trolleys durch die Gänge. Etliche sind in lustiger Runde im Pub versackt - der sieht nicht nur aus wie ein waschechter Pub, sondern riecht auch so und finnengerecht gibt es auch eine gut besetzte Karaoke-Anlage. Derweil schauen wir der untergehenden Sonne über der Ostsee zu und nehmen erste Eindrücke von Helsinki auf während die Fähre ganz knapp an den Schären der finnischen Hauptstadt vorbeizieht.







Mittwoch, 19. August 2015

Baltikum - Auf Durchreise



Allgäu....Helsinki....2300 km über Warschau, Riga, Tallinn. 
Machen wir, oder?
Machen wir so.
Da gäbe es noch die Alternative von Travemünde aus die Fähre nach Helsinki zu nehmen.
Wo liegt Travemünde?
Meck-Pom.
Wieviel Kilometer würden wir sparen?
1400 km Osteuropa und Baltikum.
Dann fahren wir lieber mit dem Auto. Wo geht's lang?
Immer in Richtung Norden, in Berlin rechts abbiegen.
Kriegen wir hin.

Haben wir hinbekommen. In der Berlin ging es einmal nach rechts und ab da immer geradewegs nach Warschau. Dann weiter durch Litauen, nach Riga und schließlich nach Tallinn. Und was wir sahen, überraschte uns durchweg. Wir hatten alte, heruntergekommene Landstriche, verwahrloste Städtchen und löchrige Straßen erwartet. Statt dessen sahen wir unendlich weite Stoppelfelder, pittoreske Dörfchen, dichte Kiefernwälder. Wir erfuhren, dass Polen eine der größten Dichten an Nationalparks hat. Auf den Autobahnraststätten wird der Müll getrennt, die Toiletten werden auch auf kleinen Parkplätzen jeden Morgen gereinigt und die Landstriche um die Autobahnen herum sehen natürlich aus und nicht wie eine riesige Mülldeponie. Ich denke, man kann gut herauslesen von welchen Vorurteilen ich in Richtung Osteuropa geprägt bin - geprägt von Marktausflügen in meinen Kindertagen in die Randbezirke Polens, gleich hinter Zittau. 


Und nicht zu vergessen: das Vorurteil, dass man in Polen selbst vom fahrenden Fahrzeug die Räder gestohlen bekommen kann. 
Gebt es nur zu: auch ihr hegt derlei Vorurteile.
Kurzum, bei uns stellte es sich wirklich als Vorurteil heraus. Das Auto blieb heil und bei keinem unserer Übernachtungsplätze mussten wir irgendwelche Bedenken haben. Nur eine kleine, recht amüsante Anekdote, die ganz gut in das oberflächliche Bild Osteuropas passt, sollte erzählt werden: 

Wir hatten die Nacht zwischen Stoppelfeldern in Litauen kurz hinter dem Grenzübergang zu Polen verbracht. Die umliegenden Bauernhöfe erwachten früh zum Leben, so dass wir ohne Frühstück und Kaffee den Bus fahrbereit machten und in Richtung Lettland aufbrachen. Die erste Parkmöglichkeit an der Überlandstraße nutzten wir für einen Frühstücksstopp. Kaffee-schlürfend schauten wir auf der Rücksitzbank dem Treiben vor der Frontscheibe zu. Die litauische Polizei zog ganze Kolonnen von LKWs heraus und kontrollierte die Pausezeiten. Schließlich überführten sie einen sichtlich geknickten Fahrer. Es wurde ruhiger, ein paar Formulare wurden ausgefüllt. Auf einmal kam ein Transporter auf den Parkplatz gefahren. Zwei Männer in Anzughose und kurzen blauen Hemden mit Bügelfalte und Schulterstickerei stiegen aus. Nach einer kurzen Diskussion schritt einer der Männer auf den Bus zu. Fassungslos sahen wir zu wie der Mann die Fahrertür aufmacht, sich auf den Fahrersitz setzt und versucht einen zum Glück nicht steckenden Zündschlüssel umzudrehen. Blitzschnell und unter lautem Protest stürzen wir uns auf den Schlüssel, der auf dem Amaturenbrett liegt. Trotz lautem Einspruch unsererseits lässt sich der Mann erst einmal nicht vom Fahrersitz weg bewegen, ignoriert uns und diskutiert weiter mit seinem Kollegen. Erst nach einigen Minuten löst sein Kollege die Situation gestikulierend auf und bedeutet uns, dass wir einfach nur umparken sollen, damit der LKW vor uns besser inspiziert werden kann. Die Polizei steht immer noch neben uns und füllt Protokolle aus, keiner greift ein oder kommt zur Hilfe. Wir vermuten schließlich, dass es sich hier um irgendeine Abordnung der Polizei oder sonstiger Sicherheitsfirma handelt, die scheinbar mit solch hohem Grad an Offiziellität handelt, dass es keinerlei Erklärungen an ausländische Autobesitzer bedarf. Mit immer noch pochendem Herzen ziehen wir bald weiter. 







Donnerstag, 6. August 2015

Sommerzeit = Reisezeit

Und wem noch die Inspiration für den nächsten großen Trip oder auch den nächsten Wochenendausflug fehlt, fühlt sich vielleicht von unserer kleinen Map inspiriert, um die Räder zu packen, den Koffer zu schnallen oder den Flieger zu satteln.


Dienstag, 4. August 2015

Myanmar - Summary


Der wohl bekannteste touristische Ort Myanmars:
Die Shwedagon-Pagode in Yangon stellt eines der wichtigsten Pilgerziele dar

Nachdem nun die nächste große Urlaubszeit anbricht, würde ich die letzte große Reise mit ein paar abschließenden, aber zusammenfassenden Worten gern noch zusammenfassen. Es gab viel zu sehen, viel zu erleben und der ein oder andere Eindruck wird von mir hier sicher auch noch gepostet werden - in gewohnter Form in kleinen Stories. Derweil habe ich als größere Zusammenfassung einen kleinen Artikel:

Reisen mit unglaublichen Kontrasten

(Myanmar – Burma)
Als der Jeep mit einer Staubwolke das Dorf verlässt, wird es schlagartig still. Wir tragen unsere Rucksäcke auf der sandigen Fahrpiste ein paar Meter weiter, um einen Blick auf den See werfen zu können. Hinter der blauschimmernden Wasserfläche ragen bewaldete Berge auf. Ein paar Fischer stehen in ihren kleinen Ruderbooten und holen Netze ein, um dann mit knatterndem Motor zu ihren Bambushütten zurückzukehren. Am Ufer waschen Frauen ihre Haare und ihre Wäsche im kühlen Seewasser. Die Kinder tollen wie kleine Wasserratten drum herum. Und in der Ferne ragt eine goldene Pagode mitten aus dem See. 

Geländewagen werden in Myanmar als Transportmittel für
bis zu 20 Personen und etlichen Kilogramm an Gepäck genutzt.

Es ist ein Tag vor Weihnachten und wir befinden uns am Indawgyi-Lake, dem größten See von Myanmar (ehemals Burma). In den vorangegangenen zwei Wochen sind wir per Bus und Bahn quer durchs Land gereist. Nun aber wollen wir eine kleine Weihnachtspause einlegen und ein bisschen Ruhe, die in Südasien oft nur spärlich vorhanden ist, finden – vor dem wilden Treiben auf den Märkten, dem quirligen Straßenverkehr, den nervenaufreibenden Zugfahrten. Ein paar Tage in einer ruhigen Enklave muss man sich aber erst „erarbeiten“. 15 Stunden per Zug, eine ungeplante Übernachtung in einem abrissreifen Haus und einer sechsstündigen Fahrt (für 25 Meilen!) auf dem Dach eines Jeeps haben uns schließlich hierher geführt.
Kurz nach unserer Ankunft trifft auch schon der örtliche Polizist ein, um sich die Daten unserer Reisepässe zu notieren. Ein völlig normales Prozedere. Hier in Myanmar werden, vor allem außerhalb der Haupttouristenrouten, die Daten aller Touristen erfasst. Die Daten landen zumeist in großen, linierten Schreibheften, manchmal aber auch einfach nur in einem abgelaufenen Taschenkalender eines Dorfpolizisten. Obwohl sich sowohl am Anfang als auch am Ende des Dorfes Militärposten befinden, erhalten wir keinerlei Sicherheitshinweise. Nur zu den Jademinen, die sich in der Umgebung befinden, dürfen wir nicht vordringen. Als wir ein paar Stunden später den Militärposten passieren, wird es uns schon etwas mulmig. Als behüteter EU-Bürger ist man nicht unbedingt gewohnt, von zwei schläfrig dreinblickenden Soldaten im Liegestuhl und mit Maschinengewehr auf dem Bauch beobachtet zu werden. Freundlich nicken sie uns zu, betont laut grüßen wir mit einem verkrampften Lächeln und einem „Mingalaba“ (Hallo) zurück und suchen dann schnell das Weite. Als wir abends vor unserem Hostel sitzen, hören wir, wie sich die Militärposten gegenseitig akustische Signale senden und beantworten. Hier wird offensichtlich noch mit traditionellen Mitteln militärisch operiert.
 
Und wie feiert man nun Weihnachten in Myanmar? Nun zum Heiligabend werden wir in eine Kirche der christlichen Minderheit eingeladen. Traditionelle Tänze werden zu moderner Popmusik von Kindern vorgeführt, aus großen, generatorbetriebenen Lautsprechern schallt Karaokemusik und am Wegesrand hocken Frauen auf Tüchern und verkaufen Fleischspießchen oder Süßigkeiten. Den ersten Weihnachtsfeiertag verbringen wir damit, ein Elefantencamp suchen, landen stattdessen aber in einem Wald voller Tieflader, einer riesigen Pagodenbaustelle und helfen schließlich ein bisschen beim Straßenbau, um von einem Lkw-Fahrer wieder zurück in unser Dorf mitgenommen zu werden. Und der zweite Weihnachtsfeiertag steht dann schon wieder ganz im Zeichen des Reisens – es geht zurück in die nächstgrößere Stadt. Die Familien Zuhause warten auf ein Lebenszeichen und auf ein paar Weihnachtsgrüße. Denn irrwitziger Weise zieht sich durch unser „Weihnachtsdorf“ zwar eine der neuesten Stromtrassen Myanmars, die Bewohner haben allerdings nichts davon, denn der Strom wird vollständig zum Betreiben der Jademinen benötigt. Selbst die Militärposten sind auf Solarpanelen und Generatoren angewiesen.
In den nächsten Tagen machen wir uns auf den Weg in die östlich gelegenen Shan-Berge. Per Zug geht es auf einer übel zugerichteten Bahnstrecke nach Mandalay im Zentrum Myanmars. Die Waggons schwanken, wackeln und springen in alle Richtungen. Die Dämpfer werden immer wieder bis zum Anschlag zusammen gepresst. Und während uns durch das geöffnete Waggonfenster die kalte Nachtluft um die Ohren saust, Händler mit gebratenen Vögeln auf und ab gehen und dunkel vermummte, junge Männer mit Headsets im Ohr auf und ab patrouillieren, krallen wir uns ängstlich in unsere Sitze. Der Reiseführer schreibt, dass die meisten Zugunfälle in der Regenzeit passieren. Jetzt ist Trockenzeit. Ist doch ein gutes Zeichen, oder? 




Zugfahrten in Myanmar sind nicht nur eindrucksvoll
sondern auch nervenaufreibend.



Die folgende Nacht verbringen wir in einem Überlandbus. Zum Teil mit Schrittgeschwindigkeit schiebt er sich in einer langen Kolonne aus LKWs die Passstraßen hoch und runter, um uns schließlich mitten in den Shan-Bergen ausspucken. Die nächsten drei Tage werden wir in den umliegenden Bergen mit einem lokalen Guide unterwegs sein, in Minderheiten-Dörfern übernachten, kleine barfüßige Kinder durch die Luft wirbeln und traditionell gekleideten Frauen beim Sortieren von Grünen-Tee-Blättern zuschauen. 

Kleine Rotzlöffel in den Shan-Bergen.


Immer noch tief beeindruckt und zum Teil sehr bewegt, kehren wir Anfang Januar schließlich wieder nach Yangon, der ehemaligen Hauptstadt Myanmars zurück. Während uns auf der einen Seite die goldenen Pagoden anstrahlen, die dunkelrot gekleideten Mönche mit ihren Almosenschalen durch die Gegend streifen und mit einer tiefen Verbeugung von der Bevölkerung Lebensmittel und kleinere Geldbeträge bekommen, sehen wir nun auf der anderen Seite auch die kleinen Bambusverschläge, in denen Menschen leben, die kein eigenes Land zum Gemüseanbau besitzen, die sich über eine Mandarine riesig freuen und die auf Spenden anderer Siedlungen angewiesen sind. Zurück bleibt vor allem der Eindruck der enormen Kontraste dieses Landes…

Der Buddhismus ist in Myanmar tief verwurzelt;
Mönchen und Nonnen leben von Spenden der Bevölkerung.


Zu Myanmar
Myanmar – ehemals Burma – wurde 60 Jahre lang von einer Militärjunka regiert. Erst in den letzten Jahren öffnete sich das Land unter dem Deckmantel der vermeintlich eingeführten Demokratie für Touristen, wobei es immer noch ganze Landesteile gibt, die aus Sicherheitsgründen nicht bereist werden dürfen.  Diese haben sich in Anbetracht der für September angesetzten Wahlen, stark vergrößert. Sowohl am Indawgyi-Lake als auch in den Shan-Bergen kam es in den letzten zwei Monaten zu erheblichen militärischen Zusammenstößen zwischen Regierungstruppen und Minderheiten-Militäreinheiten. Große Flüchtlingswellen der hiesigen Bevölkerung und Reiseverbote für Touristen folgten. Die seit Jahren geprägten Touristenrouten können jedoch immer noch ungehindert bereist werden.


Sonnenaufgang über dem Pagoden-Ruinenfeld von Bagan


"Elefantenbad" als Waschstraße
Zu den Reisenden:
Chlodomer Rosa alias Antje und Sven waren rund um den Jahreswechsel 4 Wochen in Myanmar als Rucksacktouristen unterwegs. Per Bus, Bahn, Jeep und Anhalter reisten sie durchs Land, besuchten Flüchtlingslager, Unmengen von golden verzierten Pagoden, radelten durch riesige Pagoden-Ruinenfeldern, wanderten über Handelswege von Bergdörfern, besuchten Meditationszentren und änderten wegen Reiseeinschränkungen immer wieder spontan ihre Reiseroute – ganz nach dem Motto: Je genauer du planst, desto härter trifft dich der Zufall.

Dienstag, 3. März 2015

Myanmar - ein Urlaubstag


Meistens stellt man sich die Urlaubstage ja doch etwas ruhiger vor. Wir haben es nicht unbedingt auf ewig andauernde Strand-Sessions abgesehen, sondern eher auf zahlreiche neue Eindrücke, aber auch die wollen dosiert sein. Leider schaffen wir das  noch  nicht ganz so gut:

- Morgens  6  Uhr -
Wir stehen auf  einer Pagode, haben die Kamera ausgerichtet und warten mit einigen zig anderen Touristen auf den Sonnenaufgang.

Sonnenaufgang über Bagan

- Morgens 8 Uhr -
Zum Frühstück gibt es in Fett ausgelassenes Ei, ein bisschen Toast und schwarzen Kaffee im Hinterhof unseres Hotels. Beim Blick über den Hof wird uns klar, warum unsere Sachen bei jeder Wäsche eher schmutziger als sauberer werden: unsere Sachen hängen nach einer ausgiebigen Handwäsche in kaltem Seifenwasser über einem rostigen Draht worüber sich wiederum ein paar Vögel daran erfreuen "Zielscheißen" zu üben.

- Morgens um 9 Uhr -
Mit einem "Shared Taxi" - also eigentlich einem Kleinbus, in dem man einen Sitzplatz für 9 Dollar reserviert, fahren wir durch die karge und trockene Ebene östlich von Bagan. Die Vegetation sieht Steppen-ähnlich aus, ab und zu sieht man ein paar Palmenplantagen. Hier wird Palminöl abgebaut. An einer kleinen Bambushütte halten wir an und bekommen eine kurze Einweisung in die Herstellung von Zuckerrohr, Palmin- und Erdnussöl und Schnaps. Während wir Touristen von einer Ecke der Hütte in die nächste geführt werden, dreht draußen in der Sonne ein Bulle seine Runden an einer Erdnussölmühle. Jedes Mal wenn ich mich mit dem Fotoapparat nähere, fängt er an zu grunzen. Touristen scheinen sich  offensichtlich nicht beliebt gemacht zu haben bei ihm.
Einer seiner Artgenossen zieht  hinter der Hütte einen alten Bauern  in seinem Pflug über ein trockenes Erdnussfeld.
Beim Gang auf die Toilette fällt mir ein Kunststoffbeutel mit frischem Fleisch an der Außenfassade der Hütte auf. Wie mir später erklärt wird, ist diese kleine Ecke mit Vormittagsschatten der "Kühlschrank".

 
Eine Ochsen-betriebene Erdnussölmühle

Bereit zum Pflügen, nur der Bauer hat sich noch mal
kurz in die Büsche geschlagen

Ein Sud aus Palminöl wird gekocht

Schnappsherstellung mit einfachen Mitteln

Der natürlichste Kühlschrank der Welt:
eine Ecke Schatten

Frisch geerntete Erdnüsse; üblicherweise gedeihen sie
nur in recht trockenen und sandhaltigen Gegenden
 
 
- ca. 11 Uhr - 
Die Sonne steht an blauem Himmel und wärmt nun endlich die Umgebung auf. Nachts fällt das Thermometer regelmäßig auf ca. 10-15 Grad ab, so dass die Sonne ihre liebe Mühe hat, bis mittags alles aufzuheizen, um sich nach Sonnenuntergang schlagartig wieder abzukühlen.
Wir laufen die kühlen, gefliesten Stufen des Mt. Popa hoch - bzw. ist es eigentlich ein kleiner Hügel direkt neben dem Vulkan Mt. Popa, auf dem eine Pagode errichtet wurde. Die Gänge sind mit Welchblechdächern abgedeckt, so dass auch bei Sonne, Regen...ein Besuch möglich wäre. Da es jetzt allerdings weder übermäßig warm noch nass ist, nutzen die hier lebenden Affen die Dächer als Tollwiese. Scheppernd und rumpelnd hüpfen sie darüber, tauchen mal an der einen und mal an der anderen Ecke auf. Eine ganze Horde hält sich in der Nähe des Eingangs der Pagode auf. Sie pieksen und ärgern sich gegenseitig, scheinen ihre Kleinsten zu ermahnen oder beißen sich gegenseitig frech in die Hinterpfoten. Während ich das lustige Treiben beobachte, kommt eine Frau mit einem Korb vorbei. Sie bietet den Touristen in kleine Zeitungspapiertütchen gewickelte Affenleckerlies an, die als Opfergabe Glück bringen sollen. Eine myanmarische Touristen kauft der Händlerin ein paar Tütchen ab. Die Äffchen in der Umgebung beobachten alles akribisch. Mit spitzen Fingern reicht die Frau eines der Tütchen an einen mittelgroßen Affen weiter. Sobald der Affe beherzt zupackt, fängt die Frau an zu quieken und geht schnell weiter. Der Affe sitzt nun mit kleiner Papiertüte da und sieht irgendwie aus, als hätte er gerade einen Joint erhalten. Mit flinken Fingern packt er die Affenleckerlies aus und stopft sie sich in den Mund. Das Zeitungspapier wird zur Seite geschmissen.
Die Dame hat bei den Affen Aufsehen erregt. Wild schreiend rennen und springen sie durch die Gegend, wobei man weit mehr Geräusch hört, als dass man die Bande in voller Anzahl wirklich zu Gesicht bekommt. Der Mann der Frau - offensichtlich ein etwas vorsichtigerer Zeitgenosse - hat sich am Eingang der Pagode mit einem hölzernen Rückenkratzer ausgestattet, um nun nach einem Affen zu schlagen, der neben ihm auf dem Geländer sitzt. Mehrmals beobachten wir diese Situation, wie einerseits gefüttert, andererseits aus Angst vor "Affenübergriffen" geschlagen wird. Meist auch vorsorglich, um den nötigen Abstand zwischen Affe und Mensch zu schaffen.
Die Stimmung unter den Vierbeinern kocht weiter hoch und erreicht schließlich ihren Höhepunkt als erneut die  Affenleckerlie-Händerlin auftaucht. Haben wir gerade noch versucht, durch stilles Beobachten, ein bisschen Ruhe hineinzubringen, müssen nun auch wir aufgeben - wir werden von kleinen feuchten Fingerchen in die Zehen gezwickt, die Sonnenbrillen werden vom Kopf stibitzt... wir ergreifen die Flucht.

Popo-Entlausen beim Kleinen

Der Frechtdachs wartet auf den nächsten
spendablen Touristen, der Affenleckerlies
verteilt
 
 
- Kurz danach -
Wir befinden uns mittlerweile ein paar Treppen höher im Aufstieg und stoßen auf den ersten, bereits im Reiseführer angekündigten Treppenputzer. Bei den vielen Affen und Umgebung braucht des die auch, denn auch in dieser Pagode gilt, wie überall, dass sie barfuß zu betreten ist. Der Treppenputzer ist ein älterer Mann, der Mitten auf den Stufen hockt und mit gekrümmten Rücken die Stufen feucht abwischt. Jedes Mal wenn ein Tourist vorbei kommt, streckt er seine Hand aus. Mit faltiger, braun gebrannter Hand nimmt er die Scheine als "Spenden" entgegen und verstaut sie knittrig in seiner Tasche. Seine Augen tränen und schimmern trüb während er mit einem "Chezu Ba" - Danke - antwortet. Weiter oben warten noch einige mehr Treppenputzer auf spendenfreudige Touristen. Und so scheint es ein Selbstverständnis für myanmarische Pagodenpilger zu sein, nicht nur dem Tempel in einen der zahlreichen gläsernen und von Sicherheitspersonal bewachten Urnen zu spenden, sondern auch für die dort arbeitenden Menschen eine Geldgabe zu erübrigen. Wer oben in der Pagode ankommt und dann noch ausreichend Geld hat, kann diese an einem offiziellen Spendentisch abgeben. Dort wird dann alles fein säuberlich in einem Buch notiert, vorübergehend an einer Wandtafel angeschrieben und bei nächster Gelegenheit und einem Spendenbeitrag über 20 USD auf einem Blech- oder Marmorschild verewigt.

Gold, soweit das Auge reicht - allerdings nur in den Pagoden.



Gegen eine Spende darf der Knopf betätigt werden und
alle unter dem Käfig versteckten Mini-Glühbirnen
erstrahlen - ein glücksverheißender Moment

Um die Pilger zu schützen, wurden alle Aufgänge mit Wellblech abgedeckt

Hoch auf dem Felsen neben dem Mt. Popa thront
eine der wichtigsten Pagoden Myanmars.




- Mittags -
Wir sitzen in einem kleinen Restaurant zu Fuße des Mt. Popa und haben wir so oft in den letzten Tagen mal wieder eine nachdenkliche Phase. Zum einen merken wir, dass wir uns in Mitten der absoluten Touristenströme befinden. Und damit meine ich nicht Busladungen voller Reisegruppen, sondern klassische Backpacker wie wir sind. Fragen wir einen unserer Mitreisenden, die schon länger im Land sind, nach ihren Reisezielen, ihren Eindrücken und Empfehlungen, hören wir immer wieder dasselbe. Und das klingt dann in etwa so, wie die ersten 100 Seiten eines jeden Myanmar-Reiseführers. Wir haben das satt. Die Reise bis hierhin war wunderschön, aber wir wollen nicht nur die Gold lackierte und für Touristen drapierte Fassade sehen. Uns wird schnell klar: wir wollen so schnell wie möglich weiter nach Norden. Noch heute Abend soll es los gehen.

- ca. 14 Uhr -
Ein frischer Blumenkranz am Rückspiegel des Fahrers wackelt lustig im Takt der Schlaglöcher hin und her. Er verbreitet einen angenehm süßen und frischen Duft. Unter den Scheibenwischern klemmen weitere Blumen. Der Fahrer hat sie extra vor Fahrtbeginn noch einmal erneuert, um uns Glück zu bringen.
Im Van hat  sich eine schläfrige Stimmung breit gemacht. Von der Nachmittagshitze nun etwas ermattet, haben wir Mitfahrer unsere Köpfe nach hinten sinken lassen, der ein oder andere lässt sogar ein leises Schnarchen hören. Ich werde kurz wach und sehe wie der Fahrer sich nervös über den Kopf fährt und an seiner Trinkdose rumnestelt. Ich kenne diese Gestik aus Vietnam: sie tritt meist auf, wenn der Fahrer merkt, dass er müde wird. Ein paar Schlucke vom Energydrink später, scheint wieder alles in bester Ordnung zu sein. Der Fahrer beugt sich leicht über das Lenkrad und schaut angestrengt auf die Straße vor ihm. Ich schlummer wieder ein.
Ein spitzer Schrei lässt alle von uns hochschrecken. Die Beifahrerin - eine deutsche Touristin - kreischt während wir auf einen Lkw zurasen, der auf der Straße vor uns steht. Der Fahrer tritt nun endlich beherzt ins Bremspedal, um wenige Zentimeter entfernt vom blechernen Ungetüm stehen zu bleiben. Die Frau ist außer sich und klärt nun alle Mitfahrer darüber auf, dass der Fahrer die ganze Zeit schon Probleme mit Sekundenschlaf gehabt hätte. Während wir anderen noch völlig perplex sind, bedankt sich der Lebensgefährte der Frau mit einem Schulterklopfer für die lebensrettende Aktion. Der Fahrer hingegen fängt nun wiederum an, wild zu hupen, mit den Armen zu fuchteln und ganz offensichtlich dem Lkw die Schuld zu geben. Wo er doch hier einfach in der Pampa quer auf der Straße steht, um einem anderen Auto auszuweichen. Nach diesem Nahtoderlebnis ist es mit der schläfrigen Atmosphäre schlagartig vorbei.

Auch reicher Blumenschmuck hilft gegen Sekundenschlaf
 nicht, so lernen.


- ca. 16 Uhr -
Im Hafen von Bagan ist weit und breit kein Schiff zu sehen. Eigentlich beschreibt "Hafen" den Ort nicht ganz. Eher handelt es sich hier um einen großen, parkplatzähnlichen Sandplatz am Flussufer, auf dem müde ein paar Hunde im heißen Sand dösen und sich ein paar Jungs im Wasser waschen. In der Bar neben dem Platz tummeln sich ein paar Männer in einem offensichtlich nicht mehr ganz so nüchternen Zustand. Einer von ihnen kommt zu uns rüber und erklärt uns mit wenigen englischen Worten, dass heute kein Schiff gehen würde. Wir haken noch einmal im Flussfahrtamt knapp hinter dem Hafen nach, aber hier scheitert man vollständig an den fehlenden Sprachkenntnissen. Ich versuche es mit Karte, Skizzen... Aber bevor wir überhaupt so richtig in einen non-verbalen Flow kommen, wird alles abgeriegelt. Man scheint keine Auskünfte geben zu können. Der Plan mit dem Schiff nach Myanmar fahren zu können, hatte sich einfach zu verführerisch angehört. Mehr als 2 Tage solle man für die flussaufwärts führende Fahrt einplanen, dafür wäre dann aber auch sicher gestellt, dass nur minimalste Mengen an anderen Touristen da wären und umso mehr Einheimische.

- ca. 17 Uhr -
Die Sonne verschwindet rötlich schimmernd hinter den Hügel. Die Ziegel der umliegenden Pagodenruinen fangen noch einmal an zu leuchten, um dann in ein dämmriges grau zu fallen. Sobald die letzten Sonnenstrahlen verschwunden sind, breitet sich sofort die nächtliche Kühle aus. Es ist ein guter Moment um Abschied von der schönen Umgebung rund um Bagan zu nehmen.
Wir treten mit unseren E-Rollern den Heimweg zum Hotel an. Auf menschenleeren Straßen fegen wir durch die dunkler werdende Steppe und halten nur an, als ein Ziegenhirte seine Herde vor uns über die Straße treibt.

Die letzten Ziegen werden nach Hause getrieben.

... hätten wir auch nicht gemacht. Bestimmt. Versprochen.



Beliebtestes Fotomotiv Nummer 2 in Bagan: der Sonnenuntergang

-ca. 19 Uhr -
Nachdem unsere geplante Schiffsreise nach Mandalay nicht geklappt hat, haben wir uns wieder einmal für die zeitsparende Nachtbus-Variante entschieden. Und nun sitzen wir hier im Hotel und warten auf unseren Zubringer. Dieser wurde schon für vor einer halben Stunde angekündigt. Jedes Mal, wenn wir den Hotelbesitzer danach fragen, fangen seine Koteletten und sein Haarschopf lustig an zu springen, er zieht seine Jeans-Schlaghose hoch, schmunzelt und nimmt dann hektisch sein Handy zur Hand, um nach dem Zubringer zu telefonieren. Mit seinem Aussehen, erinnert er ein bisschen an die myanmarische Ausgabe vom Schlagersänger Rex - nur irgendwie jünger, kleiner und myanmarischer.
Eine halbe Stunde später kommt unser Zubringer. Die einstündige Verspätung will nun der Fahrer offensichtlich innerhalb weniger Minuten durch irgendein transuniverselles Gesetz wieder einholen zu wollen - jedenfalls macht er so ein Stress. Die Rucksäcke fliegen nur auf das Dach des Minitrucks, wir nehmen darunter Platz und schon geht es los zum Busbahnhof außerhalb der Stadt.
Kurze Zeit später sitzen wir im Bus nach Myanmar und lassen unter gehörig Gewackel der Fahrt den Tag Revue passieren. Die Eindrücke hätten für eine Woche gereicht.

Eine löbliche Aktion - leider aber nur in Bagan
und nicht in ganz Myanmar anzutreffen